Die lange Reise der Artemis (German Edition) by Günak Kristina

Die lange Reise der Artemis (German Edition) by Günak Kristina

Autor:Günak, Kristina [Günak, Kristina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2019-10-31T16:00:00+00:00


Kapitel Sechzehn

F ünf Tage waren nach unserem Abenteuer vergangen, und ich träumte, immer wenn ich die Augen zumachte, wirres Zeug. Durch meine Träume geisterten Jamie, meine Mutter, tote Bäume, Piraten und die Doula der Barrakuda. Offenbar hatte sich in meinem Unterbewusstsein so viel Schmerz angesammelt, dass er sich mit aller Wucht Bahn brach. Immer dann, wenn ich zu schlafen versuchte.

Weswegen ich jetzt zwischen den Algentanks auf dem Boden hockte, den Rücken gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen. Hier unten tief im Bauch der Artemis blubberte es ganz wunderbar. Ein sonderbarer Ort, um zur Ruhe zu kommen, zugegeben. Der Treibstoff auf der Artemis bestand aus Algen. Gute, alte Algen aus den Meeren der Erde. Hier lebten sie in sieben verschiedenen Tanks und wuchsen, vermehrten sich, reiften heran und wenn sie fertig gewachsen waren, kamen sie in den Algenreaktor und verschafften unserem Hochleistungsantrieb Energie. Ein irres System. Ich atmete tief durch.

Hier unten wuchsen verschiedene Algenarten, einige von ihnen benötigten Salzwasser, und das konnte man riechen. Wenn ich mir Mühe gab, mich von meinen trüben Gedanken nicht ablenken ließ, glaubte ich manchmal, am Meer zu sitzen.

Wir hatten das Asteroidenfeld hinter uns gelassen und flogen wieder mit der üblichen Reisegeschwindigkeit. Die Schilde waren nicht mehr notwendig und die Artemis war geflickt und repariert. Jetzt wusste ich auch, warum der RIX Nukati an Bord hatte. Der Koch konnte wirklich alles reparieren, er verbiss sich auch in die kompliziertesten Probleme und puzzelte dann so lange an ihnen herum, bis er sie aus reiner Hartnäckigkeit behob. Meine handwerklichen Fähigkeiten bezogen sich hauptsächlich auf den menschlichen Körper, und so hatte ich nicht viel zu tun, außer das medizinische Equipment zu kontrollieren und mir in den Aufzeichnungen der Check die Schäden in meinem Schädel genauer anzusehen. Wobei ich das nur kurz gemacht hatte. Es war schlimm gewesen. Der Schädelknochen war an mehreren Stellen gebrochen gewesen. Noch jetzt spürte ich die Bereiche, an denen die Maschine in meinem Gehirn herumgewerkelt hatte, als dumpfes Pochen. Aber ich lebte. Ohne die Check wäre ich gestorben. Und ohne den RIX, der sie richtig eingesetzt hatte.

Der AD in meiner Hosentasche gab ein leises Ping von sich. Ich hatte eine Nachricht erhalten. Schlagartig war es vorbei mit der Ruhe. Langsam zog ich den AD hervor und brauchte dann noch etwas Mut, um sie hochzuladen.

Es war eine Videonachricht von Korps. Mika erschien auf dem kleinen Bildschirm. Der Lazarettarzt sah abgekämpft und erschöpft aus. »Hallo, Milla«, begrüßte er mich. Diesmal befand er sich offenbar in einem der großen Klinikzelte, die überall auf der Insel im Wüstensand standen. Einen Moment schien er sich sammeln zu müssen, denn er schwieg.

Mir wurde kalt.

»Jamie geht es den Umständen entsprechend. Er schläft und lässt sich nicht aufwecken, obwohl ich es mehrmals versucht habe.« Wieder schwieg er und kniff die Lippen zusammen. »Wir wissen, dass das nichts heißen muss. Der massive Check-Einsatz hinterlässt manchmal Schäden, die der Körper selbst reparieren muss, und das braucht seine Zeit. Geduld und Zeit sind das höchste Gut in dieser Form von Medizin.« Bis jetzt hatte er seitlich am Bildschirm vorbeigesehen, jetzt blickte er mich direkt an und räusperte sich.



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